Schokolade

Für den Gewürzkuchen gibt es zwei Versionen der Füllung. Kann man sich nicht entscheiden (was bei mir der Fall war, wie ihr seht), die doppelte Menge Teig vorbereiten und beide Kuchen parallel zubereiten und backen, vorausgesetzt, man hat zwei Backformen in der passenden Größe.

und ein paar Entdeckungen

Die Haupterkenntnis des Wochenendes... zu den Klassikern, die man in der Schule (seit es die nicht mehr klassisch gibt, gehört es ja dank einiger Eltern sogar schon dazu) zu lesen bekommt, sollte unbedingt Pippi Langstrumpf gehören. Zumindest, falls man lesen nicht für eine asoziale Sache hält, was leider einige Kommentare, die mir so auf sozialen Medien dazwischengeflutscht sind, glauben lassen. Da gibt es tatsächlich ernst gemeintes Stirnrunzeln und Fragezeichen im Gesicht, wenn man nach Büchern fragt oder jemand, der liest, wird zum Nerd. Meine Gedanken, was da so an koommunikativem Gegenüber übrigbleibt, erspare ich euch lieber an der Stelle.

Allerdings kam mir der Gedanke schon früher, bevor ich es so ganz plastisch vor Augen geführt bekam... die Welt (ich weiss nicht, ob es der Internetturbo dank Corona nur noch unterstützt hat oder es schon ein Weilchen unbemerkt so ist) kann zu einem erschreckend großen Teil bereits ohne Bücher.
Und das vor allem auch in Generationen, die demnächst selbst Kinder erziehen werden (Kinderbücher allein werden nicht reichen... bekanntlich lernen Kinder von Erwachsenen und sehen sehr wohl, womit sich diese beschäftigen.) Ein ganz wertungsfreier Gedanke (zunächst... weil ich es mangels Beispielen nicht relativieren kann): stellt euch vor, was zu den Einrichtungsgegenständen einer ersten Wohnung gerade ausziehender Kinder gehört... die Wohnbeispiele kommen natürlich von Instagram... irgendwie.
Da haben die großen Dekorierer und Raumausstatter (so ganz verstaubt hießen sie früher... jetzt sind es Ikea, Depot, Skandeko...) als Reichweitenoptimierung die Influencer entdeckt, die wunderbar zeigen, wie man beispielsweise mit Depot wohnt (nachzuschauen auf dem Depot-Blog). Nicht, dass das nicht das erste, ganz fein unterschwellige Druckmittel ist, dass mich dazu bringt, auf Instagram nachzuschauen, wie die Influencer so ihre Bilderrahmen arrangieren, um dann dieselbe Menge und Größe zu ordern... Vielmehr irritiert, dass das, was noch vor 15 oder 20 Jahren jedem, der umziehen wollte, die ersten grauen Haare beschert hat, scheinbar komplett eliminiert ist... die Bücherkisten (die nie einer schleppen wollte... aber sortiere mal Bücher aus und wirf sie vielleicht gar in die Papiertonne... so viel schlechtes Gewissen schafft keine Plastiktüte, die ich aus dem Supermarkt nach Hause schleppe) und in der Folge die Bücherregale... die gibts noch... aber heute füllt man sie mit Kakteen aus Keramik und Leuchtobjekten.

Und wo bleiben die gemütlichen Sonntage im Bett oder auf dem Sofa mit einem Buch, der erst endet, wenn das Buch leergesaugt ist und es natürlich keine nächste Folge gibt, weil dieser verdammte Autor einfach Zeit braucht, den Nachfolger zu schreiben oder es gar nicht vor hat?
Das, was weder E-Books noch E-Reader geschafft haben (seid ihr schonmal mit einem e-Reader ins Bett gegangen und habt versucht, Buch-Stimmung zu bekommen? Das ist schwer und maximal für den Urlaub zu empfehlen.), machen jetzt TikTok, Reels und natürlich Podcasts... (dazu ein späterer Post... Podcasts gab es kürzlich als Selbsttest..::). Sie entsprechen einfach den neuen Konsumgewohnheiten... schnell abrufbar, austauschbar, zu Massen auf dem Markt und wenn man ein Abo hat, kein Kostenfaktor... Was irgendwie cool wäre, könnte man es als Ergänzung sehen, aber es ist schwer vorstellbar, wie Kinder in I-Pad-Klassen mit einem Spotify-Abo zu Hause je noch zum Buch finden sollen. Und vermutlich bewahrheitet sich dann, was meine Oma noch wusste... was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr? Oder kann man die Liebe zum Buch irgendwann später noch entdecken?

Dass sich das Thema Buch verändert hat, seit man sich bei der Gründung eines Haushaltes nicht mehr den gesamten Brockhaus zulegen muss, um einen Plan von der Welt zu haben, ist unbestritten und auch sinnvoll bei einer sich so schnell verändernden Welt und dem Verschwinden von Grenzen (in und ausserhalb des Kopfes). Aber die Tasse Tee verschwindet doch auch nicht still und leise und auch wenn man es dreist Urban Outdoor nennt, damit es IN ist und man es machen darf... auch der Reiz des Draussenseins erhält sich...also diese kleinen Auszeiten sind etwas, was man als Mensch braucht, um irgendwie wieder in Kontakt zu sich selbst zu kommen bei all dieser Geschwindigkeit.

Und mal ehrlich... wenn ich etwas benennen müsste, was mir gerade eben wirklich fehlt, dann würde ich so eine Buchmesse wirklich dazuzählen. Und sich die Zeit zu nehmen, in einem Buchladen zu stöbern ist doch gleichzusetzen mit einem Besuch im Kino oder einem Besuch in einem Cafe? Wenn ich mir vorstelle, dass das dann doch altmodisch werden könnte, dann geht uns gerade ein wesentliches Stück Mensch sein verloren. Und mir fällt wenig ein, wie man das verhindern könnte... ausser, dass man diesen Zauber als Kind erleben und sich erhalten kann.

Und ich bin froh, dass es dann Orte (und die Menschen, die sie schaffen) gibt wie die, von denen wir schon berichtet haben... der kleine Bücherwagen in Mülsen... ich sammle noch heute die Bücher, die ich wie einen Sonntagsfilm (der mir die Sonntags-Wollweich-Laune macht, aber nicht unbedingt für eine Wiederholung taugt) lese und die dann einfach übrig sind für den nächsten Leser... die staple ich hier und gebe sie irgendwann dort hin. In der Hoffnung, dass irgendwer eines davon in die Hand nimmt und bestenfalls bei gutem Wetter gleich draussen vor dem Wagen unter Obstbäumen mit einer Limonade in der Hand anfängt zu schmökern (ja... das taugt dann schon fast wieder für eine Story bei Instagram:) und so richtig glücklich ist.

ABER... eigentlich war Pippi Langstrumpf ja das Thema... da war der kleine Umweg doch mal wieder etwas länger:) Die Pippi... die hat so viel Klugheit in sich, dass sie gut zu den Philosphen unseres Jahrhunderts gehören könnte. Erinnert sich der eine oder andere an den Spruch: "Das haben wir noch nie probiert. Also geht es sicher."? Den sollten wir uns echt auf die Handinnenfläche schreiben... täglich neu. Wie oft denkt man, dass man etwas nicht kann... allerdings ohne es jemals probiert zu haben...

Wie kommt man zur Annahme, man müsse ein Spezialist sein, um etwas tun zu können... und das in den Zeiten von Social Media, in denen jeder sich zum Coach und Fachwissenden selbst ernennen kann? Gibt es Menschen, denen das leicht fällt, weil sie einfach erkannt haben, dass selten wirklich Tiefgreifendes erwartet wird oder vieles schon gar nicht mehr nachvollziehbar ist, wenn es darum geht, ob etwas richtig oder falsch ist? Und daneben gibt es die, die eine gute Idee haben, sich wirklich mit Themen beschäftigen und noch immer zweifeln, ob sie das laut sagen dürfen und dann noch in der Verbindung mit der Aussage...ICH KANN DAS? So einen Menschen habe ich getroffen am Wochenende... jemanden, der das kann, was er gerade tut und just beim Ausprobieren gemerkt hat... hoppla, ich kann das ja wirklich und die Pippi samt ihrer Sprüche in ihr Leben geholt hat, was Vieles doch gleich doppelt so fluffig macht...
Über Pippi und Andrea schreiben wir demnächst auch noch mehr (die Liste der geplanten Posts wird langsam lang:).

Lange Rede kurzer Sinn... die Entdeckung des Wochenendes... man kann mit Sicherheit allerlei Dinge und immer, wenn man zu schnell dabei ist sich zu fragen, ob man das wirklich kann, sollte Pippi ran und man sich selbst fragen, wieso man glaubt, etwas nicht zu können, was man doch noch gar nicht probiert hat. Es gibt nicht viel Gründe, die dich dann noch davon abhalten sollten, dich zu trauen:))

Naja... und es gab natürlich den nächsten Gugl. Gugl Nr.3 entstammt einem Buch. Ich habe wie so oft verliebt stundenlang in einem Buch geblättert, das ich wirklich seeehr mag. Dabei hatte ich es erst sogar versehentlich  in der englischen Version bestellt und dann gottseidank in einem hellen Moment gemerkt, dass mir die Umrechnerei der Mengen etc. einfach den Zauber des Durchblätterns und inspirieren Lassens nehmen würde und es nochmal in deutsch geordert :)).
Yotam Ottolenghi erdenkt Rezepte, die so sinnlich sind, dass allein das Backen schon ein Großteil des Genusses ist. Es wird nie rein auf Optik gebacken (obgleich die Ergebnisse total toll aussehen, aber eben nie aufgepimpt), sondern drin spielt die Musik...

Rausgekommen ist am Ende ein Gugl, der seine Anleihen aus mehreren Rezepten des Buches hat und noch ein paar Zutaten mehr.
Als er dann gut ausgekühlt vor mir stand und der Guss so lecker war, dass ich ihn am liebsten sofort so ganz ohne Kuchen gelöffelt hätte, stand fest, dass es einer der tollen werden würde... einer, der es hierher auf den Blog schaffen würde (im Gegensatz zu denen, die in der Nacht vorher den Ofen verlassen hatten und irgendwie nur so halb gut waren... gut, dass meine Familie tapfer auch die Versuche auffuttert, die nicht so der Hit sind:))

Dann genießt es... wir googeln uns diese Woche tapfer weiter durch die Gugl-Welt... je länger man sich damit befasst, desto mehr ist möglich. Aber wenn es besonders werden soll, kommt man nicht daran vorbei, sich an besonderen Zutaten zu versuchen. Man kann ja klein anfangen... der Vorrat an besonderen Dingen und das Gefühl dafür, wann man was wie kombinieren kann, kommt mit der Zeit. (Man darf nur nicht davon ausgehen, dass man bäckt und alles schmeckt. Die Ausfallquote wird höher mit dem Grad des Experimentes:)) Damit es nicht zu weh tut... einfach kleine Mengen backen. Törtchen, Minigugl, einen Backrahmen anschaffen... einfach kleinschrumpfen und schauen, was funktioniert und was man einfach besser lässt.)

 

 

Wir haben heute den Zupfkuchen in eine Guglform gepackt und in den Gugl des Tages verwandelt. Das hat nicht ganz unwesentlich damit zu tun, dass wir gerade für Alina von den Unstrut-Lamas (ihr erinnert euch? ihr erinnert euch?) einen Lieblingskuchen erdenken, der eigentlich schon da ist... aber vielleicht kann man da ja noch was machen?
Thema ist der Russische Zupfkuchen... man findet ihn eigentlich überall nur so, wie er ist... aber irgendwie ein wenig Pfiff schadet ja nie. Eine Version mit Tonkabohne ruht gerade im Tiefkühler, weil die nächste Version dieselbe überholt hat und alles auf einmal nicht essbar war.
Version 2 kam mit Rhabarber daher... der erste, der dieses Jahr in der Gemüsetheke lag... ich konnte nicht widerstehen...
Der Zupfkuchen mit Rhabarber war toll... eigentlich... wenn man ihn nicht zu früh aus der Form hätte holen wollen, weil Gäste vor der Tür standen, die gleich hätten kosten können ( die bekamen dafür Gugl Nr.1... den mit Nuss) UND der Rhabarber auch nach ausreichender Kühlung keine Probleme gemacht hätte.

Kurz... der schöne Zupfkuchen floss vor sich hin... direkt auf ein Blech, wo ich ihm nochmal Backzeit gegönnt habe, aber es mir erspart habe, euch ein Foto von dem herrlichen süßen Brei zu machen, der zwar köstlich geschmeckt hat, aber furchtbar aussah.

Mit der Erkenntnis, den Rhabarber vielleicht doch nicht zu unterschätzen, ging es heute an eine Guglversion, da die ja auch Thema ist... und... diesmal hat alles funktioniert. Im Rezept findet ihr die Minizupfgugl mit Rhabarber... Am besten nicht lange überlegen und reingefuttert damit. Minigugl neigen dazu, schneller trocken zu werden.

Und wem das mal wieder alles zu viel Experiment ist, der sucht sich das Rezept für einen Zupfkuchen nach Omas Art, packt einen Teil Teig in die Miniguglförmchen und drückt ihn gut an... darauf kommt der Quark und eine letzte Schicht Teig, wenn man mag als Streusel oder aber als glatter Boden. Ihr seht auf dem Foto beide Zupfgugl... mit und ohne Rhabarber... sie nehmen sich optisch nicht viel, haben aber einen ganz anderen Teig. Der originale Zufpkuchen-Gugl ist etwas krosser und knusprig, der mit Rhabarber ist weicher, weil der Teig ein Brownieteig ist.

Jetzt habt ihr die Qual der Wahl... wer keine Miniguglform hat oder es klein nicht mag, verdoppelt die Zutaten und bäckt einen normal großen Gugl.

Dieses Rezept ist ein gutes Beispiel dafür, dass aus nicht ganz durchdachten Rezeptideen dann doch etwas Superleckeres werden kann...

Ganz ursprünglich sollte eine Art Lemoncurd direkt zu kleinen Gugls werden... schön frisch, gelb glänzend, nach Zitronen duftend... Teil des Ganzen: der gerade neu erstandene Lemoncello. Leider wurde selbst im Tiefkühler kein festes Küchlein aus der Zitronenmasse, was dazu führte, dass der Inhalt aller Förmchen am Ende komplett wieder in die Schüssel wanderte und neu überdacht werden musste.

Das Ergebnis dann doch die erhoffte Konsistenz und frische Säure direkt auf süßem Streuselboden... Streuselkuchen 2.0.
Gleich frisch auf dem Ofen fließen, wie man sieht, die Küchlein noch wunderbar auseinander und lassen sich wie ein Dessert essen... am nächsten Tag sind sie schön schnittfest und formstabil. Für jeden also etwas.

Wenn jedes Fiasko am Ende so ausgeht und man für den Mut, weiterzumachen, belohnt wird, dann lohnt es sich doch mehr als genug, nicht alles sofort zu den Hühnern zu geben. Und... genau dieser eigentlich total schief gelaufene Kuchen wurde um vieles besser als der Ursprungsplan. Also weg mit allen Vorurteilen und dem Gedanken, beim Backen müsste alles grammgenau zugehen. Ein wenig Gefühl für das, was Zutaten im Ofen machen reicht und schon kann aus einer sehr flüssigen Creme im zweiten Anlauf der gewünschte Streuselgugl werden:))